1. Mannschaft startet mit wichtigem Derbysieg in die Rückrunde
Irgendwann konnte auch Michael Carle wieder lachen. Grinsend half der Abteilungsleiter der TSG Öhringen beim Abbau am heimischen Kunstrasen. Lächelnd, entspannt, bestens gelaunt. Zwei Stunden zuvor war er noch sehr angespannt gewesen. Er blickte ernst drein und sagte: „Es ist ja nicht ganz unwichtig heute.“ Drei Tore später war die Fußball-Welt der Öhringer wieder in Ordnung. Die des SSV Gaisbach zumindest leicht erschüttert.
Carles Mannschaft hatte das Nachholspiel der angespannten Tabellen-Situation entsprechend ernst genommen, gewann das Landesliga-Derby mit 3:0 und zog den Nachbarn wieder voll mit in den Abstiegskampf hinein. Die Gaisbacher hätten sich mit einem Sieg sieben Punkte vom Lokalrivalen und damit der abstiegsgefährdeten Zone entfernen können. Jetzt ist es eben nur noch ein Zähler. „Das ganze Spiel war extrem bitter für uns“, sagte SSV-Trainer Florian Megerle. „Wir haben ein Sechs-Punkte-Spiel verloren. Jetzt sind wir voll im Abstiegskampf.“ Seine Mannschaft zeigte vor allem in der ersten Halbzeit zwar die bessere Spielanlage, doch die aggressiveren Öhringer hielten dagegen, machten auf dem engen Kunstrasenplatz die Räume eng und ließen nur wenig zu. „Es war eine Kombination aus kleinem Platz, aggressivem Gegner, permanenter Unterbrechung des Aufbauspiels und fehlender Cleverness von uns“, sagte Megerle. Die Gaisbacher fanden zu selten eine Lücke im Öhringer Defensivverbund. Immer wieder blieben sie hängen. Es fehlte das Tempo in den Aktionen und auch die Genauigkeit. Wiederholt leisteten sich beide technische Fehler. Mit dem ersten Öhringer Schuss aufs Tor fiel dann die Führung. Ein Ball von Mert Sipahi flog durch den Strafraum, Torhüter Andreas Eberle zögerte etwas und Robin Kreuzer (33.) spitzelte den Ball an ihm vorbei ins Netz. „Das war schon etwas überraschend, auch wenn wir es gut gemacht haben“, sagte TSG-Coach Wolfgang Guja.
Danach hatten die Gaisbacher ihre beiden besten Möglichkeiten. Kevin Alankus (38.) verfehlte per Kopf nach einem Eckball das Tor nur knapp. Drei Minuten später flog ein Freistoß von Jonathan Baur knapp über die Latten. Die Halbzeitführung kam den defensivstarken Gastgebern entgegen. Sie gingen nun noch aggressiver zur Sache. „Wir sind nicht damit klar gekommen, dass die mit Fouls unser Aufbauspiel ständig unterbrochen haben“, ärgerte sich Megerle. Er hätte sich ein härteres Durchgreifen vom Schiedsrichter gewünscht. „Mit ihren Mitteln haben die das gut gemacht. Wir hätten die aber auch öfter mal anschießen müssen, die haben immer unsere Freistöße blockiert und irgendwann hatte ja fast jeder Öhringer eine Gelbe Karte.“ Doch da waren seine Spieler nicht clever genug. Sieben Öhringer wurden insgesamt verwarnt, kein Gaisbacher. Auch diese Statistik sagt etwas über die Herangehensweise der beiden Teams aus. In der 62. Minute fabrizierte der SSV beinahe ein Eigentor. In der 73. Minute lief dann Mert Sipahi nach einem langen Ball durch. Aus spitzem Winkel schob er den Ball an Eberle vorbei zum 2:0 ins lange Eck. Es war die Vorentscheidung. Weil Gaisbach im Vorwärtsgang weiter die Ideen und das Tempo fehlte. Den Schlusspunkt setzte dann Cedric Weyreter in der 85. Minute. Einen Abpraller verwertete er direkt aus 20 Metern. Der Ball landete passgenau im Eck – 3:0. Direkt danach kam Janik Jankowski nach seiner langen Verletzungspause noch zu einem Comeback.
„Das war mental sehr wichtig für uns. Ich denke, wenn man so ein Nachholspiel in unserer Situation gewinnt, muss man zufrieden sein“, sagte Guja. „Gaisbach hatte nicht allzu viele Chancen. Das war jetzt die Belohnung für eine gute Vorbereitung.“ Trotzdem wirkte er eher zurückhaltend als euphorisch. „Auch wenn ich mich freue, muss sich alles betrachten. Natürlich ist ein Derbysieg immer wichtig und schön. Aber wir müssen jetzt wieder nach vorne schauen. Im Abstiegskampf wird es bis zum Schluss eng bleiben“, sagte Guja.
TSG Öhringen: Braun, Schropp, Ceesay, Rup, Bäuerle, Deibert, Weyreter, Della Rocca (90. Pacaci), Sipahi (87. Turkinow), Schappes (86. Jankowski), Kreuzer (Jovanovic).
SSV Gaisbach: Eberle, Schukraft, Kalis (82. Weidner), Minder, Koppenhöfer (53. Ipek), Jonathan Baur, Stark (75. Sterbenk), Nicolas Baur, Stephan, Beez, Alankus (70. Dechant).
Tore: 1:0 Robin Kreuzer (33.), 2:0 Mert Sipahi (73.), 3:0 Cedric Weyreter (85.).