Martin Weiß „theoretisch“ neuer Trainer der 1. Mannschaft
Es war keine Kurzschluss-Entscheidung. Die Verantwortlichen des Landesligisten TSG Öhringen haben sich den vorzeitigen Trainerwechsel wohl überlegt. Auch wenn er vielleicht zum denkbar ungünstigsten Zeitpunkt kam – am vergangenen Donnerstag, dem Tag an dem die Spielpause im Fußball kommuniziert wurde. Klar ist seitdem, sollte die Saison weitergehen, wird Martin Weiß für den Rest der Runde als Trainer fungieren. Der bisherige Coach Wolfgang Guja ist nun der Sportliche Leiter. Diese Konstellation war ursprünglich für die neue Runde vorgesehen.
Dem vorzeitigen Wechsel gingen Diskussionen voraus
"Wir haben schon nach der Niederlage gegen Sindringen/Ernsbach heiß diskutiert", sagt Guja. "Die Meinungen gingen auseinander. Es war ja auch im Winter schon mal im Gespräch, den Wechsel vorzunehmen." Da hatten sich die Öhringer Verantwortlichen noch dagegen entschieden. "Da dachten wir, es bringt nichts", sagt Guja. Nach drei Niederlagen gegen direkte Konkurrenten zu Beginn des Jahres hat sich die Situation beim Tabellenletzten geändert. "Auf der anderen Seite war es das große Ziel, dass in fünf, sechs Wochen nicht alles auseinanderbricht", sagt Guja. "Es geht jetzt darum, dass man eine gewisse Entwicklung hinbekommt und man die Planungen für die neue Saison vorantreibt. Die Entscheidung war nicht leicht. Auch für mich nicht."
Erschwerte Bedingungen durch die allgemeine Lage
Derzeit läuft natürlich alles unter erschwerten Bedingungen durch die Corona-Pandemie. Denn es weiß momentan ja noch niemand, wie es weitergehen wird. Doch dieses Thema spielte bei der Entscheidung noch keine Rolle. So stellte Abteilungsleiter Michael Carle klar: "Wir wollten damit einfach frühzeitig die Weichen für nächste Saison stellen. Mit einer möglichen Chance auf den Klassenerhalt hatte es überhaupt nichts zu tun." Die größte Chance auf den Landesliga-Verbleib besteht im Moment nun darin, dass die Saison annulliert wird und es dann wieder von Null losgeht. Doch auch daran will momentan keiner denken. Guja kann sich nun voll auf seine neue Aufgabe konzentrieren. Weiß und die Spieler können sich gegenseitig kennenlernen – in der Theorie zumindest. Denn momentan ist Weiß ein Trainer ohne große Aufgaben. "Man kann derzeit ja auch nicht viel sagen", meint Martin Weiß. "Es kann sich alles von Tag zu Tag ändern." Eine Überraschung ist die neue Konstellation auch höchstens zu diesem frühen Zeitpunkt, da der angedachte Wechsel schon lange kommuniziert wurde. "Alle haben sich von den ersten drei Spielen nach der Winterpause mehr erhofft", sagt er. "Im Endeffekt stand dann im Raum, ob ich nicht vorher anfangen kann. Wir waren dann alle der Meinung, dass es im Hinblick auf die nächste Saison Sinn macht und wir Vorteile rausziehen können. Unser Ziel war es, eine positive Stimmung und neuen Schwung reinzubringen." Um Punkte geht es weniger – sollten in dieser Saison überhaupt noch welche verteilt werden. "Wir können ja nicht jede Woche von einem Endspiel reden", sagt Weiß. Zumal die Mannschaft drei Endspiele bereits verloren hat.
Spieler sollen sich der Situation entsprechend verhalten
Nun hat er seinen Spielern mitgegeben, dass sie sich fit halten sollen. "Momentan geht es aber in erster Linie um andere Dinge. Es ist viel wichtiger, dass sich die Jungs der Situation angepasst verhalten", sagt Weiß. Nicht nur sportlich sieht er die momentane Lage als schwierig an. "Kritisch wird es dann, wenn kurzfristig beschlossen wird, dass es weitergeht", sagt der Coach. "Wenn man so wenig trainiert hat und dann womöglich einige englische Wochen anstehen, ist das hart." Vor allem fürchtet er durch die Belastung ein erhöhtes Verletzungsrisiko, da nach der langen Pause die Fitness fehlt. Außerdem scheinen Mittwoch-Samstag-Spieltage im dauerhaften Wechsel über mehrere Wochen schwer durchzuführen zu sein. Selbst in der Landesliga sind die Entfernungen dafür zu groß. Vor allem wenn dann auch die Wirtschaft wieder in Schwung kommt, scheint es schwierig, dass Spieler allzu oft halbe Tage für den Sport freinehmen können. Aber das ist eine Thematik, die sich momentan noch nicht stellt und vielleicht auch gar nicht zur Debatte stehen wird.